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Die Russen kommen

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Beitrag  Chrischi So Dez 21 2008, 15:13

Russische Seeleute seit neun Jahren in Polen gestrandet

vom 12.01.2006

Warschau/Gdingen - Eigentlich könnte Nikolai Gusinow ein wohlhabender Mann sein. Rund 100 000 Dollar ist ihm sein Arbeitgeber, eine russische Reederei, seit Jahren schuldig, errechnete der Kapitän des Frachters «Gazgan». Doch das Geld hat er seit neun Jahren ebenso wenig gesehen wie die Weite des Meeres. Seit neun Jahren sind Gusinow und seine Mannschaft im nordpolnischen Gdingen (Gdynia) regelrecht gestrandet, berichtet die polnische Zeitung «Gazeta Wyborcza».

Als die «Gazgan» 1997 mit der damals noch vollständigen Mannschaft in der Gdingener Reparaturwerft Nauta anlegte, schuldete die Reederei den Seeleuten bereits einige Monatslöhne. Pflichtbewusst hörten sie dennoch auf ihren Arbeitgeber, der anordnete, sie sollten auf jeden Fall an Bord bleiben. So sollte verhindert werden, dass die Werft angesichts der ausstehenden Rechnungen das Schiff pfändete. Schon bald werde die «Gazgan» wieder die Anker lichten.

Doch Jahre vergingen, und die Russen sahen das Meer lediglich am Ostseestrand von Gdingen. «Wir dachten, das sind die üblichen vorübergehenden Probleme mit den Zahlungen», sagte Bordelektriker Wadim Chamidulin. Bis zum Jahr 2003 gab es immer wieder mal Geld, doch dann versiegten die Geldströme aus Russland vollends - der Reeder meldete Konkurs an. Einige der Russen schlugen sich auf eigene Faust in die Heimat durch, doch ein harter Kern von entschlossenen Seeleuten, die immer noch auf die ausstehende Heuer hofften, besetzten das nach wie vor in der Werft liegende Schiff als Faustpfand.

Mit Schwarzarbeit und der Hilfe mitleidiger Werftarbeiter haben die mittellosen Russen seither überlebt. Auch andere Seeleute steckten ihnen Geld oder Essen zu, an Bord oder auf der Werft gab es immer etwas zu tun. «Wir fingen an, uns daran zu gewöhnen», sagte Chamidulin, der außer Kapitän Gusinow und Köchin Tatjana Baschatowa bis jetzt ausharrte.

Vor wenigen Tagen verlor die Werftleitung, bei der die «Gazgan»- Schulden für Reparatur und Liegezeit auf 700 000 Dollar angewachsen waren, die Geduld und drehte den Strom ab. Im eisig-kalten Januar sah Kapitän Gusinow keine andere Möglichkeit mehr - er ging mit seinen Kollegen von Bord. Nur Schiffshund Cygan, der sich auf die von den Werftarbeitern zugesteckten Leckerbissen verlassen kann, ist übrig geblieben.

Das Trio von der Gazgan fand Asyl bei Ordenspriester Edward Pracz, der sich schon seit Jahren um die Visa- und Geldprobleme der gestrandeten Russen gekümmert hat. Sie hoffen, dass es nach dem Verkauf der Gazgan durch die Werft auch für sie noch Geld und damit ein Happy End gibt. «Im Rahmen der Möglichkeiten werden wir die Russen bezahlen», versicherte Zbigniew Szycowski, der Rechtsanwalt der Werft. Für Kapitän Gusinow und seine Leute ist das der erste Hoffnungsschimmer seit neun Jahren: «Wir sind müde. Wir wollen das endlich zu Ende bringen und nach Hause.»
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